The Division 2 ist nun schon einige Wochen alt, und die meisten Spieler haben mittlerweile das World-Tier 5 Endgame erreicht. Hunderte Stunden haben viele Spieler schon angehäuft, mich eingeschlossen. Das Fazit dieser Stunden? Durchweg positiv. Wäre da nicht dieser kleine Haken, der langsam aber sicher ein bisschen Frust einschleichen lässt: Das Beutesystem.

Beispiel gestern Abend: Voller Eifer habe ich die neuen täglichen Projekte abgeschlossen. Eine Hauptmission auf „Schwer“ und eine auf „Herausfordernd“. Wirklich herausfordernd sind beide nicht mehr. Man kennt die Laufwege der Gegner, man weiß, wo man aufpassen muß oder sich am besten positioniert. Es wird langsam aber sicher zur Routine. Das alleine ist nicht schlimm, es gehört zu allen Online Spielen, in denen es vorrangig um Beute geht und die bestmögliche Ausstattung des Characters. Ich habe mir angewöhnt, erstmal das Inventar volllaufen zu lassen, bevor ich nachschaue, ob etwas brauchbares dabei ist. Danach dann fix die anderen Tagesmissionen abgeschlossen, an Arbeit mangelt es im postapokalyptischen Washington D.C. immerhin nicht. Mit den Taschen voller Beute ging es dann erstmal zur Untersuchung ins Weiße Haus, in der Hoffnung auf ein noch so kleines Upgrade.

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The Division 2 – Easter eggs, Quelle: YouTube

Kurz über die Waffen geschaut: Das übliche Bild. Fast ausnahmslos Schrotgewehre und Leichte Maschinengewehre. Dabei suche ich ein besseres Sturmgewehr, welches zu meinem aktuellen Build passt. Ein näherer Blick offenbarte dann, daß keine der Waffen auch nur annähernd interessant genug wäre, um ins Lager zu wandern. Aber vielleicht sieht es bei der restlichen Ausrüstung besser aus? Weit gefehlt. Die einzigen Rüstungsteile, die interessante Stats aufweisen eignen sich, aus mir immer noch schleierhaften Gründen, nicht für die Rekalibrierungsstation. Und das ganz davon abgesehen, daß etwa 90% noch nicht mal das aktuelle Maxlevel von 500 besitzen. Also ein bisschen herum probiert und dann doch alles auseinandergenommen, um den Vorrat an Herstellungsmaterialien, mit denen sich aber nur weiterer Schrott herstellen lässt, aufzufüllen. Dann eben nochmal raus. Vielleicht findet sich ja in den drei Dark Zones etwas besseres?

Aber auch hier: Fehlanzeige. Fast alles, was in den PvPvE Gebieten an Beute abfällt ist unter 500. Die Stats auf der Ausrüstung sind zwar besser, aber zum rekalibrieren eignen sie sich eben undurchsichtiger Obergrenzen und Beschränkungen auch nicht. Also das Fazit des Abends: Erfolgreich jede Menge Missionen erledigt, aber ohne auch nur den kleinsten Fortschritt in Sachen Ausrüstung. Nur ein schlechter Tag? Mitnichten. Dieser Vorgang wiederholt sich mittlerweile fast jeden Abend.

The Division 2, Quelle: Ubisoft

Der Weg zu World Tier 5 war gepflastert mit Loot. Man fand brauchbares an jeder Ecke, nach jeder Mission konnte man sich sicher sein, das ein oder andere Stück erbeutet zu haben, das eine Verbesserung darstellt. Doch damit ist es nun vorbei, denn nun braucht man ganz spezielle Gegenstände mit ganz speziellen Stats, um sich noch weiter verbessern zu können. Die Chance, daß genau dieser Gegenstand gedroppt wird, sind nahe Null. Und so schleicht sich bei mir langsam eine gewisse Müdigkeit ein und die Frage „Warum mache ich das eigentlich?“ steht im Raum.

Ich mag Division 2. Wirklich. Das Setting ist fantastisch, die Gegner, vor allem in der offenen Welt, anspruchsvoll und durchdacht, wenn auch mit kleinen Macken im Feintuning. Aber das Beutesystem ist im Endgame einfach nur ein frustrierender Grind ohne Aussichten auf Erfolg. Man kann seine Zeit auch dafür verwenden die Hunter-Masken zu jagen oder die Einzelteile für die exotischen Waffen zu Farmen. Aber auch das ist irgendwann erledigt. Die Tatsache, daß man nur eine der begehrten exotischen Waffen tragen kann, vermindert den Drang dazu noch weiter.

The Division 2, Quelle: Ubisoft

Und diese sich einschleichende Unzufriedenheit spürt und liest man derzeit überall. In den Ubisoft Foren und auf Reddit machen Spieler Vorschläge, wie diese unsäglich hohe Zufälligkeit im Lootsystem verbessert werden könnte, denn die Kombinationsmöglichkeiten der Stats und die gewürfelten Werte auf der Ausrüstung lassen unfassbar viele Möglichkeiten zu. Wenn wenigstens für die Spieler, die einen Ausrüstungswert von 500 erreicht haben auch nur noch 500er Ausrüstung zu erbeuten wäre, würde das schon einiges an Frust rausnehmen, so war es auch auf World Tier 4. Dann könnte man tatsächlich darauf hoffen, daß bei 100 erbeuteten Gegenständen wenigstens einer dabei wäre, der brauchbar ist.

Auch sollten die Entwickler dringend über eine Neugestaltung des Rekalibrierungssystems nachdenken, dann würde sich das Grinden nach minimal besseren Stats auch lohnen. So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben, denn sonst werden viele Spieler The Division 2 den Rücken kehren, egal wie viel Spaß das Gameplay macht. Am Donnerstag wird der neue Patch aufgespielt, zusammen mit dem ersten Raid für 8 Spieler. Wenn die Lootzufälligkeit dort genauso schlecht ist wie im Rest des Endgames, kann es mit dem Division 2 Hype ganz schnell zu Ende gehen.