Reventure

Das nicht lineare Action-ReAdventure vom spanischen Indie-Entwickler Pixelatto hat am 4. Juni 2019 die Early Access-Phase verlassen. Für einen Preis von gerade einmal 4,99 Euro wird hier ein einfaches wie komplexes Spiel geboten, bei dem die Rettung der Prinzessin irgendwann zur Nebensache wird. Reventure, das mit einer so einfachen Aufgabe beginnt, kann den Spieler schnell in den Sammelwahn treiben. Nicht weniger als EINHUNDERT Enden können hier erspielt werden und machen jeden Neuanfang zu einem unvergesslichen Abenteuer. Ich habe meine Mittagspausen der letzten zwei Wochen damit verbracht, das Spiel ganze 68-mal durchzuspielen, und verrate euch hiermit, ob sich der Kauf lohnt.

Mit dem „Gamers empfhielt“-Label werden besondere Titel hervorgehoben, die die Redaktion für ihre herausragenden Eigenschaften wie Spielspaß, Ästhetik, Unterhaltung oder Thematik lobt.

Es war einmal…

Das Spiel beginnt in dem Haus des Helden Tim. Sein Haus liegt optimal zwischen Schloss und Berg mit legendärem Schwert. Keine große Einleitung, kein Tutorial. Wir zeihen sofort los. Raus aus dem Bett, das Haus verlassen und erst mal über einen Stein stolpern. SPIELENDE! Ernsthaft!? Shit Happens! Okay neuer Versuch. Raus aus dem Bett, raus aus dem Haus über den Stein springen (ich hab jetzt Angst vor Steinen) und weiter ins Schloss. Der König bittet uns, die Prinzessin zu retten und den dunklen Lord zu besiegen. Klar soweit! Wir können uns aber erst in das Abenteuer stürzen, wenn wir das legendäre Schwert haben. Laufen wir wieder zurück.

Reventure Ende 2

Alles klar, durch das Fenster kommen wir hinter Tims Haus heraus. Wir stehen vor einem Berg und besteigen diesen auch sogleich. Oben angekommen, begrüßt uns ein alter Opa mit den Worten „Es ist gefährlich, alleine zu gehen! „. It’s dangerous to go alone! Zelda lässt Grüßen! Und da ist auch schon das Schwert! Aufgehoben und direkt ausprobieren. Hoppla, Opa erstochen! SPIELENDE!!

Das könnte noch etliche Male so weiter gehen. Ein Spieldurchlauf dauert im Schnitt zwei, drei Minuten, es können aber auch mal nur 10 Sekunden werden. Jedes Ende hat mit anderen Entscheidungen des Spieler zu tun. Manche können aber auch total zufällig ausgelöst werden. So starb ich einmal durch eine fehlgezündete Kanone (mit einer Chance von nur 5%) SPIELENDE!!! Nahezu jede Handlung hat ein Ende zur Folge und Steam belohnt das sogar mit einem Archievement. Wie in einem Stickerbuch werden die einzelnen Enden im Spiel gesammelt.

Die Spielwelt von Reventure

In Reventure haben wir es mit einer Pixel-Welt zu tun, die auf den ersten Blick recht überschaubar aussieht. Doch beim näheren Erkunden finden sich immer wieder neue Geheimgänge, Schätze und Fallen. Wir finden im Spiel allerhand Equipment, das und mal mehr mal weniger nützlich erscheint. Ein Schwert, eine Schaufel, Kletterklauen, Bombe oder auch ein Huhn. Jedoch ist zu beachten, dass euer Held nicht mehr als 4 Dinge tragen kann, ansonsten klappt er zusammen. SPIELENDE!!!! Außerdem wirkt sich die Anzahl an Gegenständen auf eure Sprunghöhe aus. Manche Orte können nur erreicht werden, wenn ihr nichts mit euch tragt. Das ganze Spiel offenbart sich langsam als eine Art Puzzle. Jeder neue Durchgang bringt euch mit einer neuen Kombination an Gegenständen (oder auch ohne jegliche Gegenstände) an neue unbekannte Orte und offenbart neue Geheimnisse. Manche Enden haben sogar Auswirkungen auf die weiteren Spielverläufe, so können sich zum Beispiel Orte dauerhaft verändern.

…achso ja, die Prinzessin

Das eigentliche Ziel ist es ja die Prinzessin zu retten. Aber dann macht es doch viel mehr Spaß, die einzelnen Enden zu entdecken. Ein Grund dafür ist mit Sicherheit das total komische Storytelling. Jeder Durchlauf beginnt mit einem Einleitungstext und endet mit einer Endsequenz. Die Entwickler zeigen einen großartigen Sinn für Humor und lassen das Spiel oftmals auf eine sehr witzige und total abstruse Art und Weise Enden. Außerdem gibt es überall Referenzen zur Popkultur und zu Videospielen wie The Legend of Zelda oder Fortnite, die für eine lockere und coole Stimmung sorgen.

Passend zur Erzählung, verändert sich oftmals auch das Aussehen des Helden, manchmal sogar der Name, wenn der alte Held ein ganz spezielles oder tödliches Ende gefunden hat. Fällt der Held in heiße Lava (SPIELENDE!!!!!) oder ein Drachen verkokelt ihn, (SPIELENDE!!!!!!!) wachen wir mit einem verbrannten Gesicht nach Wochen aus dem Koma auf. Für die unterschiedlichsten Enden gibt es die verschiedensten neuen Helden-Skins. Von zerfleddert, zerstochen, bis aufgebläht oder verdammt, aber auch als Weihnachtsmann, Katze oder Prinzessin. Alles ist möglich und ist auch gar nicht mal so seltsam, wie es vielleicht klingen mag.

Fazit

Reventure wirkt mit seiner extrem reduzierten Pixelgrafik und einem Preis von nur 4,99 EUR wie ein kleines, nicht sonderlich erwähnenswertes Indie-Spiel. Doch sieht man sich die Steam-Reviews mal genauer an, dann wird man auch vom Gegenteil überzeugt. Das Spiel ist ein Geheimtipp. Und auch ich wurde in den Bann von Reventure gezogen und bin auf der Suche nach jedem noch so kleinen SPIELENDE. Die witzig-popelige Aufmachung unterstreichen den Humor von Pixelatto. Es ist wirklich beeindruckend, welche Ausmaße dieses Spiel nehmen kann. Nach 9 Stunden Spielzeit und 68 irren Spielenden, ist das Spiel noch immer so spannend wie zu Beginn. Das Spiel ist definitiv einen Blick wert und von mir für den lächerlich kleinen Preis eine klare Kaufempfehlung! TESTENDE!!!!