
Zwischen Zukunftsversprechen und Altlasten
Sony wagt den Blick voraus – und tritt dabei auf bekanntem Boden. Mit der PlayStation 6 plant der Konzern, spätestens ab 2028 eine neue Konsolengeneration einzuläuten. Doch im Zentrum steht nicht nur mehr Technik, sondern vor allem ein überlegter Spagat: Innovation und Vertrautheit sollen Hand in Hand gehen.

Der neue Sony-CEO Hideaki Nishino hat nun erstmals offen über die Strategie gesprochen. Dabei stellte er klar, dass physische Konsolen weiterhin das Herzstück des Gaming-Erlebnisses bilden werden. Der Wunsch der Spielenden nach greifbarer Hardware sei ungebrochen – und dem wolle man Rechnung tragen. Die nächste Konsole soll daher nicht einfach leistungsstärker, sondern auch interaktiver werden.
Zugleich zeigt sich Sony realistisch: Zwar wird Cloud-Gaming zunehmend wichtiger, doch die Infrastruktur hinkt hinterher. Instabile Verbindungen und hohe Betriebskosten stellen laut Nishino Hürden dar, die ein rein digitales Spielerlebnis oft unzuverlässig machen. Stattdessen bleibt lokales Gaming für viele die bevorzugte Wahl – vor allem auf PS5 und PS5 Pro, deren Erfolg diese Strategie stütze.
Doch eine Herausforderung bleibt: Noch immer zählt Sony weltweit Millionen aktive PS4-Spieler, die nicht einfach zurückgelassen werden sollen. Der Übergang zur PS6 muss deshalb behutsam gestaltet werden – mit Rücksicht auf bestehende Spielbibliotheken und Nutzergewohnheiten. Eine technische Evolution, die sich wie eine vertraute Weiterentwicklung anfühlen soll.
Was hinter Sonys Strategie wirklich steckt
Die spannendsten Einblicke liefert jedoch der Blick auf Sonys künftiges Geschäftsmodell – denn Spieleverkäufe stehen längst nicht mehr im Mittelpunkt. Wie Finanzchefin Lynn Azar betont, fließt der Großteil der Einnahmen heute über digitale Kanäle: Abo-Dienste, Ingame-Käufe und Plattformangebote schlagen klassische Konsolenverkäufe deutlich.
Dieser Wandel schafft neue Möglichkeiten: Weil Einnahmen nicht mehr allein von Hardwarezyklen abhängen, kann Sony langfristiger planen. Die PS6 soll nicht nur leistungsfähiger, sondern auch flexibler werden – mit einem Plattformmodell, das über Konsole, PC und Cloud nahtlos verknüpft. Spieler sollen frei wählen, wie und wo sie ihre Inhalte konsumieren.
Besonders wichtig: Die neue Konsole wird voraussichtlich wieder mit AMD-Technik laufen – und mit voller Abwärtskompatibilität glänzen. Damit könnten Klassiker aus PS4- und PS5-Zeiten auch auf der neuen Plattform problemlos laufen. Ein kluger Schachzug, der Spielerbindung sichert und den Umstieg erleichtert.
Sony verfolgt mit der PS6 also keine Revolution mit der Brechstange, sondern ein behutsames Weiterdenken des Bewährten. Der Fokus liegt auf Komfort, technischer Vielseitigkeit und einem Ökosystem, das sich mit den Bedürfnissen der Spieler weiterentwickelt. Was jetzt schon sicher ist: Die Zukunft des Gamings bleibt lokal – aber nicht mehr ortsgebunden.