„Wir mögen einen sauberen Bildschirm“ – Wenn Minimalismus zum Spielprinzip wird

Wer sich in der offenen Welt von Ghost of Yotei verliert, tut das im besten Sinne. Keine blinkenden Symbole, keine Wegpunkte, keine Karte in der Ecke – stattdessen nur Wind, Licht und Natur, die den Weg weisen. Für Creative Director Jason Connell war das kein mutiger, sondern ein notwendiger Schritt: „Wir mögen einen sauberen Bildschirm, weil wir das Spiel mögen. Es ist wunderschön.“

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Fünf Jahre lang habe das Art-Team an den Landschaften Hokkaidos gearbeitet – jede Schneeflocke, jedes Blatt im Wind erzählt seine eigene Geschichte. Eine klassische Minimap hätte das zerstört, findet Connell. „Warum sollten wir es mit all diesen Dingen auf dem Bildschirm ruinieren, wenn wir andere Möglichkeiten finden können, euch zu leiten?“ Eine klare Kampfansage an überladene HUDs und leuchtende Icons, die moderne Spiele oft zu technischen Interfaces machen statt zu Erlebnissen.

Der Verzicht auf visuelle Hilfen zwingt die Spieler, wieder auf die Welt selbst zu achten – auf Geräusche, Lichtstimmungen, Windrichtungen. So wird das Erkunden zu einem echten Teil des Gameplays und nicht nur zu einer Aufgabe zwischen zwei Menüs.


Die Schönheit des Weglassens – Wie Japans Ästhetik das Spiel inspiriert

Was als Designentscheidung begann, ist am Ende ein kulturelles Statement. Ghost of Yotei ist tief in der japanischen Ästhetik verwurzelt – in einer Philosophie, die Minimalismus nicht als Leere, sondern als Harmonie versteht. Connell beschreibt es so: „Man muss Wege finden, die Leute für einen Ort zu begeistern, ohne etwas Riesiges auf den Bildschirm zu bringen.“

Wer schon einmal in traditionellen japanischen Innenräumen stand, kennt das Prinzip: Weniger ist mehr – und jedes Detail zählt. Diese Ruhe überträgt Ghost of Yotei auf die digitale Welt. Statt greller Markierungen weist vielleicht ein Schwarm Vögel den Weg, oder das Flackern eines Tempellichts lockt neugierige Spieler an.

Damit folgt das Spiel dem Geist der Natur, der in Japan oft als Wegweiser verstanden wird. In Ghost of Yotei wird daraus ein stilles Versprechen: Wer genau hinsieht, findet den Weg – auch ohne Karte. Und vielleicht ist das die schönste Art, sich in einem Spiel zu verlieren.

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