Seehofer

Horst Seehofer fordert mit Blick auf den Terroranschlag von Halle, die „Gamer Szene“ stärker in den Blick zu nehmen (Quelle). Damit bricht er in den sozialen Medien eine neue Killerspieldebatte vom Zaun. Aber was meint er eigentlich mit dieser „Gamer-Szene“?

Betrachten wir die Sache doch mal ganz objektiv: Nach der letzten Studie der bitkom spielen 42% der Menschen in Deutschland regelmäßig Videospiele. Bei den 16-29-jährigen sind es sogar 72%. Diese Menschen kann man als Gamer bezeichnen. In dieser Bevölkerungsgruppe sind Spieler unterschiedlichster Spiele enthalten. Von Hay Day, Pokémon Go oder Farmville über JRPGs, World of Warcraft, Monster Hunter World, bis hin zu Battlefield, PUBG und Fortnite. Ganz offensichtlich eben keine homogene Gruppe. Ich spreche Seehofer durchaus die Fähigkeit zu, dies zu erkennen. Er bezieht sich also wohl auf letztere Spieler*innen, die sog. Shooter.

Ja, der Täter in Halle war ein Fan von Shootern und hat sich mit anderen Neonazis über Chatkanäle ausgetauscht. Aber ist das die Schuld des Spiels? Seehofer impliziert mit seinen Worten, daß diese Spiele gefährlich sind, weil sie angeblich Menschen dazu verleiten, solche Taten auch in der Realität zu begehen.
Wir hatten in Deutschland vor einigen Jahren die sogenannte „Killerspieldebatte“. Damals wurde dasselbe behauptet und recht schnell wissenschaftlich widerlegt. So weit sogut. Bräuchte man also kaum drüber reden, könnte man meinen.

Weit gefehlt, denn was Seehofer tut, ist eine Umkehr von Ursache und Wirkung. Er behauptet, die Shooter machen solche Menschen zu Tätern. In Wirklichkeit aber werden potentielle Täter von diesen Spielen angezogen. Dort können sie ihre Tötungsphantasien frei ausleben.
Viele Rechtsextreme und Neonazis lieben solche Spiele. Das ist aber eben nicht die Schuld der Spiele. Durch sie alleine wird niemand zum Rechtsterroristen. Dazu braucht es vor allem die entsprechende Grundeinstellung.

Die Diskussion ist seit gestern wieder in vollem Gange, aber eben nicht zielführend. Seehofer wälzt die Verantwortung einfach auf eine diffuse, undefinierbare Masse ab, die „Gamer“. Ja, es gibt in einigen Gaming Comunities massive Probleme mit Rassismus, Antisemitismus und Sexismus. Nun aber schon wieder alle Gamer über einen Kamm zu scheren ist nicht zielführend. Es nimmt jede Möglichkeit sachlicher Diskussion.

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