Die bekannte Fire Emblem-Reihe führt uns schon seit fast 30 Jahren unter Nintendos Plattformen in die Schlacht. Die taktischen Strategiespiele haben eine große Fanbase und mit ihrem großen Comeback auf der Nintendo 3DS noch größere Erfolge gefeiert. Mit dem neusten Ableger kehrt Fire Emblem wieder auf eine Heimkonsole zurück und besticht mit einem noch viel größeren Umfang. Drei Handlungsstränge, eine an Hogwarts erinnernde Akademie und viele, seeeehr viele Spielstunden. Wir haben uns an Fire Emblem: Three Houses herangewagt und zeigen euch, ob sich das pauken lohnt!

Drei Häuser und ein Held

Wir befinden uns auf dem Kontinent Fódlan, auf dem drei Häuser friedlich regieren. Nach der Wahl zwischen einem männlichen oder weiblichen Helden sowie einem Dialog mit einem möglicherweise göttlichen Mädchen, finden wir uns auch schon in der ersten Schlacht, in der die grundlegenden Funktionen des Spiels ausreichend erklärt werden. Wir haben es traditionell mit einer Karte zu tun und navigieren rundenbasiert unsere Einheiten. Dabei lässt sich die Karte jederzeit heranzoomen und das Geschehen hautnah miterleben. Das funktioniert sehr gut und gibt dem Spiel eine schöne Dimension.
Nach dem ersten einleitenden Gefecht war es das aber auch fürs Erste mit dem Kämpfen.

Wir landen in dem Kloster Garegg Mach im Zentrum des Kontinents. Dort wird nicht nur gebeten, sondern auch neue Rekruten ausgebildet. Die heilige Stätte fungiert als Militärakademie und wir sollen hier als Lehrmeister unterrichten und ausbilden. Doch bevor es mit dem Lehrstoff losgeht, müssen wir uns für eines der drei Häuser entscheiden:

Die Schwarzen Adler beherrschen das Adrestianische Kaiserreich und sind für ihr magisches Talent bekannt.

Die Blauen Löwen regieren das Königreich Faerghus und sind besonders geschickt in Kriegskünsten.

Die Goldenen Hirsche besteht aus der Allianz von Leicester, die sich besonders auf den Fernkampf konzentrieren.

Ihr habt die Qual der Wahl, denn nicht nur der Spielstil unterscheidet sich bei den drei Häusern. Die Handlung wird auch eine komplett andere sein. Dadurch könnt ihr das Spiel natürlich dreimal mit einer anderen Story durchspielen.

Erst Lernen, dann das Vergnügen!

Mit Spannung schlüpfen wir in die Rolle eines Lehrers. Die Akademie erinnert uns mit den drei unterschiedlichen Häusern stark an Harry Potter und die Schule Hogwarts. Als Lehrer haben wir einen Terminkalender zu befolgen, mischen im alltäglichen Schulleben in der Akademie mit und versuchen uns durch unterschiedliche Aktionen und Minispiele beliebt zu machen, denn unser Lehrer-Rang schaltet neue Fähigkeiten und Klassen frei und hebt die Motivation der Schüler, was in stärkeren Kämpfern resultiert. Dabei können wir Nebenmissionen erledigen, mit anderen Charakteren reden oder essen gehen, gemeinsam singen oder einfach nur am Klosterweiher angeln. Viel soziale Interaktion für ein taktisches Strategiespiel.

Die ganzen Gimmicks sind nett und können Spaß machen. Schade ist nur, dass wir gezwungen werden, diesen nachzugehen, bevor es auf das Schlachtfeld geht. Noch dazu werden diese Dinge schnell eintönig. Die Dialoge können lang sein und Nebenmissionen bestehen aus wahllosem Hin-und-Her-Gerenne. Bei Fire Emblem sind die Kämpfe doch das eigentliche Kaufkriterium des Spiels, oder? Jedoch werden mit den spannenden und abwechslungsreichen Schlachten erst zum Monatsende belohnt, wenn wir unsere Aufgaben im Terminkalender erledigt haben. Dadurch zieht sich die Spielzeit unnötig in die Länge. Aber die Kämpfe sind dafür umso spannender. Versprochen!

Zurück auf die Schulbank!

Das Leben in der Akademie ist nicht das einzige, was wir dort zu tun haben, schließlich sind wir ein Lehrmeister, der auch unterrichten muss! Und hier kommen wir wieder zum strategischen Teil des Spiels. Wir entscheiden, was auf dem Lehrplan steht und was wir den Schülern lehren. Das hat mitunter Auswirkungen auf die Klassen, Fähigkeiten und Führungskräfte unserer Schützlinge. Diese steigen von der Primär, zur Mittel- und schließlich zur Oberstufe auf. Mit Einzelunterricht und Gruppenarbeiten werden bestimmte Fähigkeiten spezialisiert. Das Jobsystem wird hier in einem ausgefeilten Lehrsystem dargestellt und bringt Abwechslung und Tiefe. Wem, das jedoch zu viel wird, kann dem System alles überlassen und die Rekruten automatisch ausbilden lassen. Dann kann man sich in Ruhe auf die Kämpfe und das Leben in der Akademie kümmern.

Auf in die Schlacht!

Jetzt geht es endlich los. Zu Beginn kurz angeschnitten und schlägt das Kampfsystem von Fire Emblem: Heroes richtig ein. Hier kommt das Spiel so richtig in Fahrt und zeigt, was die Serie am besten kann. Der neue Ableger punktet mit einem actionreichen und dazu sehr schön aufpolierten Kampfsystem. Die Gefechte bekommen durch die Switch neue Dimensionen und eine völlig neue Spielerfahrung. Grundsätzlich bleiben die klassischen Mechaniken jedoch erhalten. Wir befinden uns auf einem Schlachtfeld und manövrieren die einzelnen Einheiten über ein kariertes Feld.

Hierbei lassen wir die einzelnen Einheiten taktisch ziehen, angreifen und abwehren. Dabei ist auch das Terrain zu beachten, das große Auswirkungen auf die Einheiten nehmen kann, zum Beispiel erhöht Gebüsch oder Wälder die Verteidigung. Ebenso können benachbarte Einheiten Synergie-Effekte verursachen und somit den Schaden erhöhen. Neu hinzugekommen sind die Bataillone, die jedem Kämpfer zugewiesen werden können und dem Kampf die neue Dynamik beschert. Auf der Karte sehen wir nur unsere einzelnen Kämpfer, doch zoomen wir heran, sind unzählige Soldaten an der Seite der Charaktere zu sehen. Das Schlachtfeld sieht nicht mehr so leer aus und erinnert an große Schlachtfelder. Mithilfe der Bataillonen können Einheiten mächtige Stratagem-Angriffe ausführen und die Deckung und andere Werte der Gegner mindern.

Neu hinzugekommen ist außerdem eine alternative Steuerung, bei der wir die Einheiten frei bewegt werden können. Es vermitteln das Gefühl, selbst an der Schlacht teilzunehmen und wie bei einem Actionspiel umherlaufen, doch ist der Bewegungsradius auch an die Spielfelder begrenzt. Aber dennoch eine schöne Darstellung für alle, die keine Schachoptik haben wollen.

ANGRIFF!

Die Stärken von Fire Emblem liegen ganz klar an dem ausgeklügelten Kampfsystem. Die Schlacht und die sehr gute KI des Spiels sorgt für viel Abwechslung. Die gegnerischen Einheiten bewegen sich keineswegs unlogisch. Die KI hat ihre eigenen Taktiken. Sie versucht unsere Einheiten einzugrenzen und attackieren die schwächsten Einheiten. Hier muss man immer auf der Hut sein, denn sonst kann sich das Blatt ganz schnell wenden. Uns bleibt allerdings die Wahl, ob wir auf die klassische Weise Einheiten permanent sterben lassen oder ob sie in der Akademie wieder zurückkehren.

Das Spiel ist gnadenlos und jeder Zug hat seine Konsequenzen. Doch haben wir in Three Houses dank Sothis (das göttliche Wesen vom Angang) die Möglichkeit, die Zeit in einer Schlacht zurückzudrehen. Somit können Fehler ausgemerzt werden und man muss die Schlacht nicht (immer) wieder von vorne beginnen. Doch sind die Zeitsprünge keineswegs einfache STRG-Z-Befehle. Vielmehr sind sie als nützliches Tool gedacht, um dem Gegner bei unvorhersehbaren Wendungen einen Schritt voraus zu sein.

Ganz großes Kino mit kleinen Makeln

Fire Emblem sorgt auf der Nintendo Switch für eine sehr schöne Optik. Der Anime-Stil passt hervorragend ins Spiel und die Cel-Shading-Optik wurde sehr schick umgesetzt. Insgesamt sehen alle Charaktermodelle sehr gut aus. In den Schlachten geizt der Titel nicht mit Effekten. Bei Angriffen bekommen in einer herangezoomten Perspektive die volle Ladung ab. So schön das alles anzusehen ist, so dürftig sehen die Umgebungen allerdings aus. Matschige Bodentexturen und leere Akademiehallen sind die Schattenseite der limitierten Switch Hardware. Zudem sind hin und wieder kleine Ruckler zu erkennen.

Nicht zu erkennen sind wiederum die viel zu klein geratenen Schriften im Handheld-Modus. Das Spiel wurde scheinbar in erster Linie für den heimischen Fernseher konzipiert. Viel zu oft sind die Schriften im Handheld-Modus so klein, dass sie nur schwer zu entziffern sind. Unverständlich, da die letzten Fire Emblem-Titel doch für Nintendo 3DS erschienen sind und Intelligent Systems damit genug Erfahrungen gesammelt haben sollte. Vermutlich wird hier aber ein Update folgen, das diese Probleme ausbügeln wird.

Schade ist auch, dass der Touchscreen keine Verwendung findet. Gerade dieser hätte die Steuerung in den Schlachten stark vereinfachen können. Stattdessen sind wir auf die Joy-Cons angewiesen und bewegen einen Cursor mithilfe des Analogsticks über die Karten. Von Fire Emblem Heroes wissen wir, wie gut die Touchbedienung funktionieren könnte.

Fazit

Fire Emblem ist groß und Fire Emblem ist mächtig. Wir haben es hier mit einem tollen ausgeklügelten Strategie-RPG zu tun, das voller Inhalt steckt. Ganze drei inidividuelle Handlungsstreckte können erlebt werden und die Kämpfe werden nie langweilig. Fire Emblem: Three Houses zeigt die Stärken der Serie auf. Die Neuerungen sind bedingt auch sehr gelungen. Die Bataillone, der Zeitsprung und die Ausbildung der Rekruten sind tolle Neuerungen des Spiels. Die Nebenmissionen und das Verweilen in der Akademie wäre wohl besser ein Optionales Feature geblieben. Die Schule ist leider genauso öde wie im wahren Leben, doch macht das langweilige Akademieleben das Spiel nicht zwangsläufig schlecht. Es gilt ein paar Dinge zu beachten und schon lässt sich der Schulalltag irgendwie überleben. Und wenn man sich erstmal durch den langweiligen Reliunterricht gekämpft hat, folgt eine Doppelstunde Sport! Trotz alledem kann ich das Spiel jedem Strategen wärmstens empfehlen, denn die Pluspunkte überwiegen hier deutlich und man bekommt sehr viele Stunden Spielspaß geboten.